Bio
40 Jahre unterhaltendes Blues- & Barrelhouse Piano
(international Guests please use your Browser for translation)
Mein erster Auftritt im Frühsommer 1985 hat mich tatsächlich 400,– Mark gekostet. Open-Air in Oberschleißheim bei München. In der Tageszeitung hatte ich eine Anzeige entdeckt, dass dort noch Künstler gesucht werden, die auftreten möchten. Habe angerufen, mich beworben, und bin genommen worden. Keine Gage. Aber viele Leute. Erst ganz am Ende des Telefonates kamen wir drauf, dass ich mich als Pianist auf der Bühne leichter tue, wenn ein Klavier da ist. Vom Veranstalter wurde aber nur die Mikrofonie gestellt. Kein Klavier. Also habe ich kurzerhand eines angemietet und dann ohne Gage gespielt. Die Mietkosten für das Klavier musste ich tragen.
Das hat mich geprägt für künftige Verhandlungen mit Veranstaltern. Noch heute ist es mir wichtig, dass ein “richtiges” Klavier auf der Bühne steht. Kein Digital- oder E-Piano. Es klappt immer.
Von Anfang an war mir auch wichtig, mein Pianospiel nicht in die kammermusikalische Richtung zu leiten. Ich wollte diejenigen, die zu meinen Konzerten kommen, unterhalten. Ihnen eine gute, kurzweilige Zeit schenken. Das gelingt mir bis heute.
Maßgeblich dazu beigetragen haben viele Kollegen, die mich im Laufe der Jahre musikalisch geprägt haben: Angela Brown, Albert C. Humphrey, Louisiana Red, Carey Bell, Willie Dixon oder auch B.B. King. Selbst mit Ray Charles durfte ich auf einer Bühne stehen. Genauso mit Charles Brown.
Leider gibt es ja heute nicht mehr viele, kleine Jazz- oder Blueskneipen, die Live-Musik anbieten. Denn selbst wenn dort kaum Geld zu verdienen ist spiele ich zum Beispiel im Em Pöötzke in Düsseldorf wirklich gern. Die Erinnerung an meine Anfangszeiten und die Nähe zum Publikum sind unbezahlbar.
Ja, ich spiele gerne Konzerte. In der Zwischenzeit ja auch in klassischen Konzertsälen, Theatern und auf Festival-Bühnen. Ich versuche aber immer Auftrittsorte zu wählen, bei denen das Publikum quasi knapp einen Meter rund um den Konzertflügel sitzt. Da geht mein Herz auf und ich komme auf Hochtouren.
Dass ich zu jedem Song, den ich spiele, zu vielen Künstlern, die ich getroffen habe, interessante und unterhaltende Anekdoten zu erzählen weiß, macht mir und meinem Publikum große Freude. Da bleibt mir, mich ehrfurchtsvoll vor Hans Ruland zu verneigen, der mich seinerzeit in den 1990er Jahren gebeten hatte, auf seinem Radiosender “Jazzwelle Plus” wöchentlich eine 2-stündige Radiosendung zu machen. Dort konnte ich Interviews mit vielen tollen Menschen live on Air führen, mich in interessante Bücher einlesen und viel über Blues, Boogie Woogie und Jazz lernen.
Auch das Reisen und Konzerte in Europa, Amerika und in Australien erinnere ich gerne. Sizilien zum Beispiel. Dort durfte ich sieben Jahre lang jeden Sommer mit den besten Bluesmusikern aus Amerika auf Tour gehen. Oder auch Sydney in Australien, wo ich als einziger Pianist, der Boogie Woogie spielen konnte, auf einem bunten Wagen während des Mardi Gras Festivals mit dem Flügel durch die Stadt gezogen wurde.
Leider sind in den Jahren viele Musiker, mit denen ich auf der Bühne stand, schon von uns gegangen. Ich versuche ihr Andenken am Leben zu erhalten, wenn ich mit meinem Klavier ganz in der Tradition der “unterhaltenden” Barrelhouse Pianisten Blues und Boogie spiele und erzähle. Ich kopiere niemanden, spiele keinen Song 1:1 nach, sondern gebe immer mein Bestes auf meine Art.
Ihr
Christian Christl
Für Veranstalter: